Wenn dein Espresso dich anlügt
- Hanscraft Academy

- 1. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Was, wenn du guten Espresso in 10 Sekunden erkennst, ganz ohne teure Maschine, teures Wissen oder Barista-Kurs?
Jeder redet von „perfektem Espresso“, doch kaum jemand kann sagen, woran man ihn wirklich erkennt. Viele verlassen sich auf Geräte, Siebträger oder fancy Latte Art. Aber in Wahrheit entscheidet sich Qualität in den ersten 10 Sekunden nach dem Bezug.
Dieser kleine Moment zeigt dir, ob du es mit Können oder mit Kapselromantik zu tun hast. Ob der Kaffee nur heißes Wasser mit braunem Schaum ist oder ein echtes Erlebnis.

Der 10-Sekunden-Test
Klingt nach Clickbait? Ist es nicht. Stell dir vor, du bekommst einen Espresso serviert. Noch bevor du den Löffel in die Tasse tauchst, beobachtest du eine einzige Sache und weißt sofort, ob das Handwerk stimmt.
Die Crema
Und zwar nicht, ob sie schön aussieht, sondern wie sie sich verhält:
Sekunde 1–3: Sie sollte gleichmäßig, dicht und haselnussbraun sein, keine Tigerstreifen, keine Blasen.
Sekunde 4–7: Wenn du die Tasse leicht drehst, darf sie sich bewegen aber nicht sofort aufreißen.
Sekunde 8–10: Wenn du mit einem Löffel einen Tropfen anhebst, sollte sie elastisch wirken, nicht wässrig zerfließen.
Wenn das passiert: Glückwunsch. Du hast es mit einem Espresso zu tun, der richtig extrahiert wurde.
Jonas Braun von Kaffee Braun, einer der modernsten Röstereien Deutschlands und langjähriger Freund der Hanscraft Academy bringt es auf den Punkt:

"Die Crema ist das direkte Resultat aus Frische, Röstung und Extraktion. Sie lässt sich nicht faken. Nur frisch geröstete, richtig extrahierte Bohnen bilden diese dichte, feinporige Schicht, in der sich Öle und CO₂ binden. Ist sie stabil und gleichmäßig, weißt du: Der Kaffee lebt noch. Ist sie blass oder flüchtig, war er 'tot', bevor er in die Tasse kam."
Woran du merkst, dass etwas schiefläuft?
Viele Espressi scheitern an Details, die man in der Tasse sofort erkennt:
Blasse, dünne Crema: Die Bohnen waren alt oder zu grob gemahlen.
Dunkle, schnell zerfallende Crema: Überextraktion oder zu hoher Druck.
Gar keine Crema: Billigbohne oder falsche Temperatur.
Jonas kennt das aus der Praxis:
"Ein einfacher Test zeigt mehr als jede Messung: Zieh mit einem kleinen Löffel oder dem Finger eine Spur durch die Crema. Wenn sie sich langsam wieder schließt, ist alles im Lot. Temperatur, Druck, Frische. Wenn sie sofort zerfließt oder sich gar nicht bewegt, stimmt meist die Extraktion oder das Mahlgut nicht. 10 Sekunden, 0 Technik, volle Wahrheit."
Warum das Gastronomen (und Genießer) wissen sollten
Gäste merken Qualität, auch wenn sie sie nicht benennen können.
Ein Espresso mit dichter Crema, süßem Duft und sanfter Textur bleibt im Kopf.
Er signalisiert: Hier weiß jemand, was er tut.
Und das ist Markenbildung im besten Sinne, nicht über Logo oder Story, sondern über Geschmack.





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